Forschung
Hinweis auf externe Publikation:
Im Juli 2023 hat der Wissenschaftsrat Stellung zum aktuellen Status und der Weiterentwicklung der Geschlechterforschung in Deutschland genommen und die „Empfehlungen zur Weiterentwicklung der Geschlechterforschung in Deutschland“ (Drs. 1385-23) veröffentlicht. Den vollständigen Bericht findet man hier. Eine Zusammenfassung des Berichtes findet man hier: Evaluation_Wissenschaftsrat_Zusammenfassung.
Aktuelle Forschungsprojekte
Im Zuge der Heterogenisierung und Fragmentierung von Belegschaften ist die Herstellung übergreifender gewerkschaftlicher Solidarität eine Herausforderung. Die Ausdifferenzierung des Arbeitsmarkts nach Qualifikationen, aber auch nach Klasse, Gender und Race, geht mit der Hierarchisierung von Tätigkeitsbereichen einher. Die Erwerbsarbeit migrantisierter Frauen ist überproportional häufig gering entlohnt und von prekären Arbeitsbedingungen betroffen. Häufig gehören sie nicht zur klassischen Stammklientel der Gewerkschaften. Und doch waren und sind sie in den Gewerkschaften in vielfältiger Weise sehr aktiv.
Das Forschungsprojekt will anhand von historischen sowie aktuellen Fallbeispielen untersuchen, wie intersektionale Solidarität über verschiedene Ungleichheitsdimensionen (Race, Gender und Class) hinweg konstruiert werden kann. Konkret wird das Engagement weiblicher Erwerbstätiger mit (eigener oder familiärer) Migrationsgeschichte in Streiks und Gewerkschaften beleuchtet. Ihr Engagement belegt die Möglichkeit solidarischen Handelns, wobei fraglich ist, wie es dazu kommt, welche Beweggründe dazu führen und welche Bedeutung dabei Diskriminierungserfahrungen zukommt. Wie verschränken sich im gewerkschaftlichen Engagement von Migrantinnen Kämpfe gegen klassenspezifische, sexistische und rassistische Unterdrückung? Welche Voraussetzungen sind für die Herstellung intersektionaler Solidarität nötig? Welche Effekte und Erfolge haben diese Strategien – in den Betrieben, in den Gewerkschaften und in der Gesellschaft?
Fokussiert werden sowohl historische Arbeitskämpfe (der 1960er und 1970er Jahre) als auch jüngere Fallbeispiele, um die sich wandelnde soziale Positionierung der Beschäftigtengruppe migrantisierter Frauen jenseits sowie innerhalb der Gewerkschaften zu berücksichtigen. Mit Hilfe von Expert*innengesprächen sowie zwanzig narrativen Interviews mit Streikaktivistinnen und Gewerkschaftsfunktionärinnen wird eine bisher marginalisierte Perspektive auf die Arbeiter*innengeschichte eröffnet, die davon zeugt, dass und wie intersektionale Solidarität zu einem wichtigen Teil der Gewerkschaftsbewegung werden kann.
Kontakt: Dr. Judith Holland (judith.holland@fau.de), Prof. Dr. Ingrid Artus (ingrid.artus@fau.de)
Zu den Schätzen der Erlanger Universitätsbibliothek zählt die Bibliothek der Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth (1709-1758), die sie der Universität anlässlich ihrer Gründung im Jahr 1743 schenkte. Die Bibliothek reflektiert ihr weites, von den großen Themen der Aufklärung geprägtes Interessensspektrum, das sich auch in der erhaltenen Korrespondenz mit ihrem Bruder Friedrich („dem Großen“) und in ihrem Kontakt zu Voltaire äußert. Im Zuge der schrittweisen Digitalisierung der Bibliothek werden die Bände auf handschriftliche Notizen der Markgräfin durchgesehen. Ein transdisziplinär zusammengesetztes Expertenteam befasst sich mit den Spuren der markgräflichen Lektüren sowohl in materieller als auch in ideeller Hinsicht. Die Rezeptionsprozesse in Wilhelmines eigenen literarischen und künstlerischen Werken stehen dabei ebenso im Blickpunkt wie die literarischen Quellen der von ihr in Auftrag gegebenen Kunstwerke.
Gesellschaften sind durch unterschiedliche Differenzlinien geprägt, die sich auf nahezu alle Bereiche des menschlichen Lebens auswirken. Diese Differenzlinien prägen den Sozialisationsprozess der Individuen und sind mitunter eine Erklärung für die beobachtbare soziale Ungleichheit. Individuen können und – in einigen Fällen – müssen diese Differenzlinien überwinden, auch wenn die Übergänge kompliziert sind und in unterschiedlichen Gesellschaften mit unterschiedlichen Verfahren (Rituale, medizinische und rechtliche Verfahren etc.) gestaltet werden. Als Beispiele können Geschlechtsumwandlung, Konvertierung in eine andere Religion, Coming Out, Einbürgerung, Eintritt einer Behinderung infolge eines Unfalls genannt werden. Solche Übergänge werden im Bildungsprozess vorbereitet, vollzogen und anschließend mit allen ihren Folgen bewältigt. Theoretisch und empirisch liegen zu solchen Übergängen und den damit verbundenen Bildungsprozessen vereinzelt Erkenntnisse vor, die jedoch noch nicht hinreichend systematisch über unterschiedliche Differenzlinien hinweg betrachtet wurden. Eine solche systematische Betrachtung ist das zentrale Anliegen der Tagung. Die Kontextbedingungen und soziale Praktiken der Gestaltung der Übergänge für unterschiedliche Differenzlinien (Geschlecht, sexuelle Orientierung, Staatsangehörigkeit, Behinderung etc.) werden aus interdisziplinären Perspektiven vorgestellt, anschließend werden anhand von Fallbeispielen Bildungsprozesse bei solchen Übergängen analysiert.
Organisation: Prof. Dr. Anatoli Rakhkochine
Kontakt: anatoli.rakhkochkine@fau.de
Organisation: Prof. Dr. Annette Keilhauer, Prof. Dr. Renate Liebold
Kontakt: annette.keilhauer@fau.de; renate.liebold@fau.de
Ausgehend von der Annahme, dass Diversität gesellschaftlich konstruiert wird und damit historischem Wandel unterliegt, wird im Rahmen der Arbeitsgruppe diskutiert, welche historischen Konstellationen von Diversität es gab und welche Konsequenzen diese hatten. Dabei richtet sich der Fokus auf das 16. bis 19. Jahrhundert und damit auf einen Zeitraum, der bisher kaum unter dem Aspekt der Diversität untersucht wurde. Darüber hinaus werden unterschiedliche Regionen betrachtet (u.a. Europa, Russisches Reich), die nicht nur durch Kulturkontakte miteinander verknüpft waren, sondern gerade aufgrund ihrer multireligiösen und multiethnischen Prägung für vergleichende Studien zur Diversität besonders geeignet erscheinen. Auf diese Weise soll nicht nur eine international vergleichende Debatte angeregt werden, sondern auch verschiedene Bereiche und Ansätze in einer interdisziplinären Diskussion zusammengebracht werden, um so zu einem Überblick über mögliche Anwendungsbereiche des vorgeschlagenen Diversitätskonzeptes zu gelangen. Hier geht es zur Tagung „Konstellationen historischer Diversität“.
Mitglieder: PD Dr. Fritz Dross, Dr. Moritz Florin, Dr. Victoria Gutsche, Prof. Dr. Annette Keilhauer, Dr. Natalie Krentz, Prof. Dr. Dirk Niefanger, Prof. Dr. Julia Obertreis
Kontakt: Victoria.Gutsche@fau.de
Mitglieder: Prof. Dr. Doris Feldmann, Prof. Dr. Jochen Hoffmann, Prof. Dr. Annette Keilhauer, Prof. Dr. Renate Liebold
Kontakt: jochen.hoffmann@fau.de